Korrektes Reiten basiert auf einem Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter.
Der Reiter beeinflusst das Pferd nicht nur mit seiner Laune oder seinen derzeitigen Emotionen, sondern auch der Sitz des Reiters beeinflusst das Pferd maßgeblich in vielen unterschiedlichen Hinsichten. Zum Beispiel die Losgelassenheit des Pferdes, die Bewegungsfreudigkeit, aber auch generell die Motivation des Pferdes sind deutlich höher, wenn der Reiter es mit seinem Sitz nicht blockiert. Ich als Reiter sollte, um ein stimmiges Reiter-Pferd-Bild darzustellen, mich locker auf die Bewegungen meines Pferdes einlassen können. Ich sollte entspannt und losgelassen auf meinem Pferd sitzen und wirklich das „Eins“ unserer Bewegungen spüren.
Jeder von uns hat „Fehler“, die wir nicht von heute auf morgen, oder auch nie beseitigen können, aber wir sollten lernen unsere „Fehler“ richtig einzusetzen, ohne dabei eine falsche Hilfe zu geben und dadurch falsche Bewegungsmuster einzulernen. Ein Unterricht in der Sitzschulung kann einem dies nochmal verdeutlichen oder gar erst bewusst machen.
Mir wurde klar, als ich das erste Mal ein Pferd wirklich nur am Sitz hatte, wie einfach es eigentlich ohne Druck oder jegliche Zügeleinwirkung ist, sein Pferd korrekt und losgelassen zu arbeiten. Hat der Reiter aber noch nicht die Chance gehabt zu lernen, wie es eigentlich ist, ein Pferd nur über seinen Sitz korrekt über den Rücken zu reiten, ist es schwierig ein richtig oder falsch zu erkennen. Sitzt der Reiter also sehr unausbalanciert und verkrampft auf dem Pferd und klemmt beispielsweise mit den Beinen oder ist in der Hüfte komplett blockiert, wird es dem Pferd nie wirklich möglich sein, den Rücken zu öffnen und durch den Körper zu schreiten und zu schwingen. Der Reitersitz wirkt sich also stark auf unser Pferd aus – egal ob in Arbeits- oder Dehnungshaltung. Denn auch in der Dehnungshaltung ist es dem Pferd nur möglich, seinen Rücken entspannt aufzuwölben und eine Dehnung in das Vorwärts/ Abwärts zu suchen, wenn der Reiter diesen Bewegungsfluss nicht stört.
Erst wenn ich es als Reiter schaffe, mein Gleichgewicht auf dem Pferd zu finden, wird es auch meinem Pferd deutlich leichter fallen, im Gleichgewicht zu laufen.
Das spielt zum Beispiel auch in der Jungepferdeausbildung eine große Rolle. Denn wie soll ein junges Pferd – dem es von Natur aus noch an Balance und Kraft fehlt – gerade in sich, ausbalanciert und gleichmäßig laufen, wenn ich selbst vielleicht nicht in meiner Hüfte mitschwingen kann, durch zu wenig Kraft in meinem Rumpf zu einer Seite rutsche oder generell eine Unausbalanciertheit in meinem Körper habe?
Dies sind nur ein paar Aspekte, die verdeutlichen sollen, warum es so wichtig für uns Reiter ist, an unserem Sitz zu arbeiten. Ich bin der Überzeugung, dass viele „Probleme“ die beim Reiten auftreten, wegen denen ich vielleicht auch gerade an einem Punkt feststecke und nicht weiterkomme, durch eine korrekte Sitzschulung behoben beziehungsweise verbessert werden können.
R/Pia Mihatsch
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